Praxisbeispiel: Globale Verantwortung für menschenwürdige Arbeit

ZWANGSARBEIT klingt wie ein fernes Problem, doch wie sehr sie mit unserem Leben und Wirtschaften verknüpft ist, machte ein Gast aus dem globalen Süden deutlich. Auf seiner Rundreise durch Deutschland anlässlich des 2024 an ihn verliehenen Shalom-Menschenrechtspreises machte Dr. Kiran Kamal Prasad auf Initiative der Fachpromotorin im Saarland sowie, in Kooperation mit Promotor*innen aus anderen Bundesländern, in Düsseldorf und Oldenburg Halt. Prasads NGO und die daraus erwachsene Gewerkschaftsbewegung JEEVIKA aus dem südindischen Bundesstaat Karnataka setzen sich seit Jahrzehnten für eine Beendigung der Schuldknechtschaft ein.

In mehreren Gesprächen und Veranstaltungen bekamen die Besucher*innen und Gesprächspartner*innen einen Eindruck, wie tief Zwangsarbeit in das Leben der Betroffenen eingreift, welche Dimension sie weltweit einnimmt und wie weit sie in vielen Wirtschaftssektoren verbreitet ist. Neben dem Erkennen der globalen Zusammenhänge waren es insbesondere auch die Geschichten Betroffener, die zu Fragen nach der Verantwortung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und Handlungsansätzen im globalen Norden führten.

In den öffentlichen Veranstaltungen drehte sich die Diskussion angesichts der kürzlich verabschiedeten Lieferkettengesetze insbesondere um die Wirksamkeit der staatlichen Regulierung von menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten der Unternehmen. In den Dialogen mit der saarländischen Staatssekretärin für Bildung und Kultur, dem Regionalverbandsdirektor von Saarbrücken und mit der Bürgermeisterin der LHS Saarbrücken wurde sozial verantwortliche Beschaffung als wirksamer Hebel der öffentlichen Hand benannt, einen Beitrag zu global menschenwürdigeren Arbeitsbedingungen zu leisten. Zentrale Quintessenz aller Gespräche war, dass es das Engagement und die Zusammenarbeit aller Akteur*innen braucht, um strukturelle Veränderungen herbeizuführen.

Fachpromotorin für global verantwortliches Wirtschaften und Menschenrechte Tamara Enhuber arbeitet bei mehr Wert! e. V.. Kontakt über Netzwerk Entwicklungspolitik Saarland, nes-web.de